Ringerikone Wolfgang Engel wird 70

Ringerikone Wolfgang Engel wird 70

Bericht von Hans Kern (Schorndorf) und Joachim Krohlas (Korb)

„Der schönste Mann von Oberschwaben“, wie er von seinen Fans in den 70er Jahren auf der Ringermatte vom ASV Bauknecht Schorndorf genannt wurde, feiert heute seinen 70. Geburtstag. Wolfgang wurde am 22.08.1947 in Ravensburg geboren, wo er auch seine Schulzeit verbrachte und eine Lehre als Bierbrauer absolvierte. Seine ersten sportlichen Erfolge feierte er in Ravensburg als mehrfacher württ. Meister im Jugendbereich. 1969 wechselte er als Deutscher Meister zum ASV Bauknecht Schorndorf, wo man bis 1971 dreimal in Folge den Gruppensieg in der Bundesliga Süd erreichte. Fünfmal wurde er beim ASV Württembergischer Meister im griech.-römischen Stil. In Rudersberg sorgte der Modellathlet im Freibad für Aufsehen, als er vom 10 m-Brett seine Schrauben und Saltos drehte, was ihm als Landesmeister im Turmspringen ebenfalls Spaß machte.

In der Saison 1972 wechselte er dann zurück zur KG Baienfurt und heiratete am 06.10.72 seine Christa aus Beutelsbach, die mit ihm an den Bodensee zog. Doch ihr Glück währte nicht lange, denn am 28.10.1972 bei der Fahrt zum Auswärtskampf nach Kehlheim verunglückte Wolfgang Engel schwer. Stundenlang saß er eingeklemmt in dem total zerfetzten Auto, in dem Anton Erne und Hans Lorch von Baienfurt den Tod fanden. Die Ärzte im Krankenhaus teilten ihm nach einigen Operationen mit, seine sportliche Laufbahn ist beendet, er wird nie wieder auf einer Ringermatte stehen. Da hatten sie aber nicht mit dem Ehrgeiz und Dickschädel von Wolfgang gerechnet, bei unserem Besuch im Krankenhaus, bei dem seine Beine zum Teil zertrümmert waren lag er eingegipst im Bett, aber seine Frau Christa hatte ihm schon Kurzhanteln mitgebracht, damit er wenigstens seinen Oberkörper trainieren konnte. Heute besitzt er noch einen ganzen Beutel mit Schrauben und Nägel, die er ein Jahr lang ertragen hat. Nach der Reha fuhr ihn Christa immer ins Training nach Baienfurt, mit Schienen an den Beinen stand er auf der Matte und trainierte eisern für sein Comeback.

Als dann am 23.10.1974 sein Sohn Thomas geboren wurde, war das Glück im Hause Engel wieder perfekt. In der Saison 1976 kehrte er wieder zum ASV zurück und erkämpfte 1977 auf den Deutschen Meisterschaften die Bronzemedaille im Weltergewicht. Seinen Arbeitsplatz hatte er wie einige ASV Ringer damals bei der Fa. Bauknecht in Schorndorf gefunden. Im Januar 1980 legte er mit seinem Freund Hans Kern vom ASV Schorndorf die Prüfung zur Trainer C-Lizenz ab.

Danach begab er sich als Ringertrainer zum SC Korb. Dort folgte mehrfach auf eine Verabschiedung wieder ein Comeback. Bei der ersten Trainerstation in Korb blieb er in den vier Jahren auf der Matte als Ringertrainer ungeschlagen. Nach einem Zwischenjahr in Ebersbach kehrte er bereits wieder ins Remstal zurück und begann den Neuanfang gleich mit der Bezirksligameisterschaft. Es waren erfolgreiche Jahre. Bei seinem letzten Kampf auf der Matte 1985 durfte er auch den Meisterwimpel für den Verbandsligaaufstieg entgegen nehmen. Nach 2038 Kämpfen war dann endgültig Schluss. Ganz endgültig ? Nein, denn einmal wollte es der Vollblutringer dann doch noch einmal wissen. Bei den German Masters in Nackenheim belegte er 2003 in seiner Altersklasse über 56 Jahre einen beachtlichen dritten Platz.

Dem Ringsport blieb Wolfgang Engel aber nicht nur auf der Trainerbank erhalten. Am 15.03.1986 legte er erfolgreich die Kampfrichterprüfung ab. In seiner 30-jährigen Laufbahn leitete er Kämpfe bis zur Oberliga, immer begleitet von seiner Frau Christa.
Im Januar 2016 war er letztmalig an seiner alten Wirkungsstätte aktiv, wo er viele Bundesligakämpfe auf der Matte absolviert hatte. Als Kampfrichterobmann leitete er die Bezirksmeisterschaften vom ASV Schorndorf.

Ehrungen hat Wolfgang Engel viele erlebt. 2011 wurde er vom Sportkreis Rems-Murr mit der goldenden Ehrennadel ausgezeichnet.